[ 1961 bis 1970 ] DIE ANFANGSJAHRE
Der Pfirsichbaum
In den Anfangsjahren musste sich die, mit einfachen Ziegelsteinen, befestigte Fläche hinter dem Haus den Namen Terrasse erst noch verdienen. Das Grün unserer Parzelle beschränkte sich auf wenige Erdbeer- und Gemüsepflanzen, die der später durch eine Wiese ersetzt wurde. Am vorderen Rand wuchs ein Pfirsichbaum, der im Spätsommer zwar reichlich Früchte trug, aber auch mehr Läuse beheimatete als das Ruhrgebiet Einwohner hat. Als die ungeliebten Gäste begannen die Wohnung zu erobern, musste der Baum weichen. Übrig blieb ein abgesägter Stumpf, der wenig später noch eine tragende Rolle erhalten sollte.

1963: Der Garten war in sechs kleine Parzellen aufgeteilt. Auf unserer stand ein Pfirsichbaum.

1965: Unsere erste Pflanzschale
1965 wurde die Nutzgarten-Fläche in einen kleinen Blumengarten umgewandelt. Die favorisierte Gartenform dieser Zeit war die von einem schmalen „Rundum-Beet“ umschlossene Wiese. Bestückt wurden die Beete oft mit niedrig wachsenden Rosensträuchern. Gepflanzt wurden die Rosen in größeren Abständen, um die Lücken mit saisonal blühenden Blumen und Bodendecker in Szene zu setzen. Das Gestalten mit dichten Pflanzengruppen war in den Anfangsjahren, schon aus praktischen Gründen, nicht in Mode. Der ultimative Hingucker wurde jedoch unser erster Blumenkübel aus Faserzementstoff (Eternit), der erhaben auf dem Stumpf unseres ehemaligen Pfirsichbaums thronte. Zur Bepflanzung wurden Petunien, sowie Geranien in den Versionen „hängend“ und „stehend“ gewählt.

1965: Der Sandkasten war der bevorzugte Platz iim Garten
Spieleparadies Sandkasten
Die wichtigste Baumaßnahme, noch vor der „Verbannung“ von Erdbeeren und Co, war jedoch ein Sandkasten für uns Kinder. Genormte Sandkisten aus Holz oder Kunststoff mit Regenschutz und Sicherheitszertifikat gab es zu der Zeit ebenso nicht, wie kanten gerundeten und TÜV-geprüften Spielsand, frei von Salzen und basischen Stoffen.
Also kam der bewährte, selbst gegossene Randstein zum Einsatz. Der Sandkasten wurde am linken Rand der Terrasse ausgehoben, um beim Spielen stets in Sichtweite zu bleiben. Gefüllt wurde die Grube mit handelsüblichem Bausand.
Unser Sandkasten war in diesen Jahren der „Lieblingsort“, wenn Spielen im Freien angesagt war. Besonders nach Regengüssen entfaltete der Sand seine besten Eigenschaften. Jetzt konnte man den Sand prima formen, ohne dass die „Bauwerke“ gleich wieder auseinander rieselten. War die Festigkeit nicht ausreichend, wurde dem Sand einfach Gartenerde beigemischt. Es dauerte nicht lange, da hatten wir das Wasser aus unserer Gießkanne als „Baustoff“ entdeckt. Der Garten hielt alle Zutaten bereit, um unsere Fantasie auszuleben. Es fehlte uns einfach an nichts.
Waschen, Trocknen, Klopfen ...
Zweckmäßig musste ein Innenhof-Garten Mitte in den 60er Jahren sein. Zumeist rechteckig und von außen begehbar waren die Voraussetzungen, die der kleine grüne Flecken hinter dem Haus erfüllen musste. Zwischen den einzelnen Parzellen wurden sorgfältig Trittplatten verlegt, damit die Bewohner keine Erde oder Schmutz in ihre Wohnungen trugen.
Der Innenhof war der wohl wichtigste Ort für Hygiene und Reinigung. Waschmaschinen und Staubsauger waren Luxusartikel und Wäschetrockner waren Zukunftsmusik. In vielen Waschküchen standen noch Waschkessel, die aufwändig beheizt werden mussten. Die Wäsche wurde anschließend im Garten an der Luft getrocknet.

1964: Ein karger Innenhof mit Blick auf Pfosten und Wäscheleinen

Unsere Teppichstange am hinteren Ende des Gartens
Hierzu wurden entlang der Plattenwege schmale Pfosten in den Boden geschlagen, um am oberen Ende Wäscheleinen zu spannen. Pfosten und Leine waren damals die prägenden Elemente des Innenhofes, da sie immer einsatzbereit stehen blieben. Blickte man an einem trüben oder regnerischen Tag von den Balkons auf den Hof, hatte man den Eindruck mitten auf einem Knotenpunkt der Bundesbahn mit seinen unzähligen Oberleitungen zu leben. Bei Sonne und einer Menge Wäschestücken auf den Leinen ähnelte der Innenhof einem mittelalterlichen Markt mit seinen vielen Zelten. Jetzt konnte man auch den Vorteil der niedrigen Beet-Bepflanzung erkennen, da selbst große Bettwäsche nicht bis an die Pflanzen reichte.
Ein weiterer nützlicher Helfer jener Zeit war die Teppichstange. Die Teppichstange war aus Metall, fest im Boden verankert und ähnelte in der Größe und Form einem Handballtor. Die Stangen befanden sich im hinteren Teil des Gartens. Sie waren in der Regel grün lackiert, um sich an das natürliche Grün des Gartens anzupassen. Da war allerdings sehr viel Wunschdenken im Spiel. Die Mitte des Innenhofs war noch sehr sparsam bepflanzt und man hatte in alle Himmelsrichtungen freie Sicht auf die seinerzeit tristen Häuserreihen. Die optische Wirkung der Teppichstangen hatten eher einen Leuchtturm-Charakter. Dafür war der praktische Nutzen immens. Hier war der ultimative Platz für die Teppichreinigung! In den „guten Stuben“ lagen damals Teppiche, die fast die gesamte Raumfläche bedeckten. Der Untergrund bestand häufig aus Linoleum. Moderne Staubsauger waren noch „unerschwinglich“ oder einfach nicht leistungsstark genug. Man achtete beim Betreten der eigenen Wohnung peinlich genau darauf, keinen Schmutz in die Wohnung zu tragen. Am besten: „Schuhe ausziehen!“ Der Teppich wurde nur an wenigen Tagen im Jahr gereinigt. Das ging nur in Teamarbeit, da die großen Teppiche sperrig und schwer waren.

Heute: Die Natur hat unsere Teppichstange "verschluckt"

Ein original Teppichklopfer aus den sechziger Jahren
Im Garten wurde „Das gute Stück“ nach außen auf die Teppichstange gehoben und, beginnend mit der Rückseite kräftig und intensiv „ausgeklopft“, um den festsitzenden Schmutz zu lösen. Der hierfür benötigte Teppichklopfer hatte in etwa die Größe eines heutigen Squash-Schlägers und wurde aus Weide oder Rattan geflochten. Anschließend musste das „Ungetüm“ wieder in die Wohnung „verfrachtet“ werden. Damals eine notwendige Anstrengung. Heute trägt man für ein vergleichbares „Gesundheitsprogramm“ eine Menge Euros in die Fitnessstudios.
[ 1961 BIS HEUTE ] GESCHICHTEN UND EREIGNISSE
1961 bis 1970
DIE ANFANGSJAHRE
In den Anfangsjahren musste sich die, mit einfachen Ziegelsteinen, befestigte Fläche hinter dem Haus den Namen Terrasse erst noch verdienen. Das Grün unserer Parzelle beschränkte sich auf wenige Erdbeer- und Gemüsepflanzen. Am vorderen Rand wuchs ein Pfirsichbaum, der im Spätsommer ...
1971 bis 1980
"DER SPORTPARK"
Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre verwandelte sich der Innenhof in eine strukturierte Gartenlandschaft. Die Mieter aus den oberen Stockwerken gaben ihre Pflanz-Parzellen nach und nach auf. Der einzige Zugang über die Waschküche war nicht gerade komfortabel und der Transport ...
1981 bis heute
DIE "OASE" WÄCHST …
1984 veränderte sich unser Garten wieder einmal. Unsere sportlichen Aktivitäten verlagerten sich vom Garten fast ausschließlich in die Sportstätten unserer Stadt. Die Wiese erlangte zwar durch die geringere Belastung wieder ihr sattes Grün, verstärkte dafür aber den strengen, rechteckigen Aufbau ...