[ 1971 bis 1980 ] DER "SPORTPARK"
Weniger ist mehr
Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre verwandelte sich der Innenhof in eine strukturierte Gartenlandschaft. Die Mieter aus den oberen Stockwerken gaben ihre Pflanz-Parzellen nach und nach auf. Der einzige Zugang über die Waschküche war nicht gerade komfortabel und der Transport von Pflanzen und Gartengeräten durch den Hausflur verursachte eine Menge Schmutz, auch in der eigenen Wohnung. Zudem brachte das Anbauen von einigen wenigen Nutzpflanzen keinen Vorteil mehr. Die Lebensmittel wurden erschwinglicher.
Der Flickenteppich aus vielen kleinen Beeten löste sich auf und ging über in eine Gartenfläche, die von den Mietern der Parterrewohnungen gepflegt wurden. Der Innenhof verwandelte sich nun mehr und mehr in einen Ort der Erholung. Nutzpflanzen wurden zunehmend durch Blumen und Wiesen ersetzt. Die Bepflanzung war größtenteils aber noch sehr niedrig. Die Abgrenzung zum Nachbargarten erfüllten Maschendrahtzäune, die allenfalls mit niedrig wachsenden Hecken oder Sträuchern kaschiert wurden. Schatten spendende Bäume mussten sich erst noch entwickeln, sodass von den Balkonen aus das gesamte Innenhof-Areal gut zu überblicken war.

Der Garten nach der "Flurbereinigung"

Aus einer lichten Buchenhecke entwickelten sich junge Bäume
Aus einer Hecke erwachsen Bäume
Den freien Raum nutzten nach und nach einige Baumsetzlinge. Das hintere Ende unseres Gartens wurde von einer bereits bestehenden Buchenhecke von den gegenüber liegenden Gärten der Viktoriastraße abgegrenzt. Die Hecke hatte sich jedoch äußerst unterschiedlich entwickelt. Einige Pflanzen kümmerten vor sich hin, andere wollten erst gar nicht wachsen. Lediglich drei, vier Exemplare fühlten sich zu Höherem berufen. Da Buchen zu den schnell wachsenden Bäumen gehören, eroberten sie in wenigen Jahren den „Luftraum“ in der Mitte des Innenhofes.
Buchen wachsen ca. 50 cm im Jahr
Weitere, unterschiedliche Gehölze wuchsen mit der Zeit auch in anderen Gärten heran. Durch den heranwachsenden Baumbestand bekam unser Innenhof eine parkähnliche Struktur. Die Bäume spendeten Schatten und lockten immer mehr Vögel zum Verweilen und Brüten an. Der Grundstein für einen attraktiven Freizeitort war gelegt.
Unser Garten wird hindernisfrei
Auch in unserem Garten wurde der Fortschritt sichtbar. Die fest einbetonierten Pfosten für die Wäscheleine mussten weichen, um den Gesamteindruck des Gartens zu verbessern. Möglich machte das eine Neuerung jener Zeit: Mobile Wäschestangen!
Eine Stange bestand aus einem Metallrohr mit einer grünen Kunststoffummantelung und einer Spannvorrichtung am oberen Ende. Als Gegenstück wurde eine Hülse aus verzinktem Metall ebenerdig im Boden verankert. An Wäschetagen konnten wir die Stangen zum Trocknen einsetzen und sie nach getaner Arbeit wieder zu entfernen. Die unverstellte Sicht auf unseren Garten war wieder hergestellt.

Der hindernissfreie Garten
IM STADIONVIERTELMein Start ins Sportler-Leben
Mit Beginn der 1970er Jahre entwickelte sich meine Begeisterung für den Sport mehr und mehr zum Mittelpunkt meiner Freizeitgestaltung. Wie bei vielen meiner Spielkameraden führte anfangs kein Weg am Fußball vorbei.
Die Regeln waren damals einfach und unumstritten. „Drei Ecken, ein Elfer“ und „Erster alles!“, waren Gesetz.
Der Spielplatz an der Bismarckstraße, Ecke Viktoriastraße war nach den Schulaufgaben bis zum Abendbrot unser „Stadion“. Es dauerte nicht lange, da strebten die ersten Spielplatz-Kicker nach Höherem. Die Mitgliedschaft in einem „richtigen“ Fußballverein sollte es sein!
Die erste Adresse im Stadionviertel war seinerzeit die, an der Jahnstraße beheimatete, DJK Novesia. Heute würde man von einer Win-win-Situation sprechen, denn die ambitioniertesten Nachwuchssportler wurden von ihren Eltern in einem Verein angemeldet und die „Talentschuppen“ waren die Spiel- oder Bolzplätze der näheren Umgebung.
Neben der Leidenschaft für Fußball entbrannte alsbald meine Begeisterung für den Tischtennis-Sport. Meine Eltern betrieben den Sport in der TG Neuss bereits seit vielen Jahren und „infizierten“ mich bis heute für die Jagd nach dem kleinen weißen Ball.

Unser Spielfeld mit mobilen Wäschepfosten als Netzhalter
Gartensport
Der Sport dominierte zunehmend die Freizeitgestaltung in unserem Garten. Die nun größer angelegte Wiese entsprach mit ihren rechteckigen Proportionen einem Sportfeld, nur eben etwas kleiner. Zwar konnten wir hier auch ein wenig kicken, aber mit Rücksicht auf die Bepflanzung der Randbeete, war unser Lederball laut „Familienbeschluss“ tabu. Zum Glück gab es ja eine Alternative.
Der ultimative Werbeartikel jener Zeit war der mit zahlreichen bunten Firmenlogos bedruckte Plastikball in der Größe eines echten Fußballs. Ob beim Getränkehändler oder im Kaufhaus, überall wurden die beliebten Spielbälle gerne verteilt. Es war auch vonnöten sich einen Vorrat an „Plastikkugeln“ anzulegen, da der Verschleiß ausgesprochen hoch war. Das Spielgerät war extrem windanfällig und hatte nur eine wenige Millimeter dicke, empfindliche Außenhaut. Zu der Zeit wurde, der bis heute verwendete Begriff vom „Flatterball“ geprägt.
Die Bälle mit den eigenwilligen Flugbahnen landeten nicht selten in einem der Rosenstöcke oder den damals noch üblichen Stacheldrähten am oberen Zaunrand, was zum sofortigen „Ableben“ der „Kunststoff-Pillen“ führte. Über kurz oder lang musste also ein anderer Sport her.
Federball oder, wie die Briten sagen, Badminton sollte es werden. Unsere Wiese entsprach in etwa der Größe eines Badminton-Feldes und die neuen, exakt in der Mitte platzierten Wäschestangen erlaubten uns das Anbringen eines Netzes. Die natürlichen Begrenzungen der Spielfläche wurden durch die umliegenden Blumenbeete markiert.

"Jung" gegen "Alt" war eine beliebter Doppel-Wettkampf

Die Spielleitung übernahm unser Nachbar
Mit meinem Vater und meinem Bruder lieferten wir uns in den Sommermonaten wahre „Marathon-Matches“. Vom frühen Abend bis zum Sonnenuntergang und darüber hinaus war der „Platz“ zumeist ausgebucht. Konnte ein Spiel aufgrund der Dunkelheit nicht fortgesetzt werden, so wurde es am nächsten Tag fortgesetzt. Bei ganz engen Partien im Schlusssatz ging es sogar mithilfe einer Tapezierlampe bis zur Entscheidung weiter. Oft mit dabei war unser Nachbar, ein sportbegeisterter Rentner. Er schnappte sich seine Gartenleiter und gab, wie beim Tennis, auf der obersten Stufe hockend den Schiedsrichter.
Am Ende der Gartensaison war die Wiese zwar weitestgehend ramponiert, dafür waren wir aber in diesen Jahren wohl in der besten körperlichen Verfassung unseres Lebens.
[ 1961 BIS HEUTE ] GESCHICHTEN UND EREIGNISSE
1961 bis 1970
DIE ANFANGSJAHRE
In den Anfangsjahren musste sich die, mit einfachen Ziegelsteinen, befestigte Fläche hinter dem Haus den Namen Terrasse erst noch verdienen. Das Grün unserer Parzelle beschränkte sich auf wenige Erdbeer- und Gemüsepflanzen. Am vorderen Rand wuchs ein Pfirsichbaum, der im Spätsommer ...
1971 bis 1980
"DER SPORTPARK"
Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre verwandelte sich der Innenhof in eine strukturierte Gartenlandschaft. Die Mieter aus den oberen Stockwerken gaben ihre Pflanz-Parzellen nach und nach auf. Der einzige Zugang über die Waschküche war nicht gerade komfortabel und der Transport ...
1981 bis heute
DIE "OASE" WÄCHST …
1984 veränderte sich unser Garten wieder einmal. Unsere sportlichen Aktivitäten verlagerten sich vom Garten fast ausschließlich in die Sportstätten unserer Stadt. Die Wiese erlangte zwar durch die geringere Belastung wieder ihr sattes Grün, verstärkte dafür aber den strengen, rechteckigen Aufbau ...